Was ist Balintarbeit?
Die "Balintarbeit" trägt ihren Namen nach dem aus Ungarn stammenden Arzt und Psychoanalytiker Michael Balint (1896–1970), der 1961 in die Schweiz kam, um hier seine Methode zu demonstrieren, die er um 1950 mit einer Gruppe von praktizierenden ÄrztInnen in London entwickelt hatte. Sein Ziel war es, das Beziehungsgeschehen zwischen Arzt und Patient aus der Sprechstunde im Rahmen der Gruppenarbeit zu erforschen und somit den TeilnehmerInnen dieses „Trainings" ein besseres Verständnis für dieses Geschehen, für erwünschte und unerwünschte Wirkungen der „Droge Arzt" zu ermöglichen. Im Gruppengespräch entfaltet sich zwischen dem Vorstellenden und der Gruppe ein wechselseitiger Prozess, der neben der verbalen Mitteilung auch einen Blick auf das szenische Geschehen, das körperliche oder gestisch/mimische Erleben zulässt. So kommt es in der Balintgruppe zu neuen Erfahrungen aus einem anderen Blickwinkel und bislang unbewusste Interaktionsmuster und Gefühle werden in der assoziativen Auseinandersetzung in der Gruppenarbeit deutlich. Die Balintarbeit in der Gruppe ist angewandte Theorie und Technik der Psychoanalytischen Psychotherapie. Sie ermöglicht auch durch ein neuartiges Erleben Blockaden in zwischenmenschlichen Beziehungen aufzulösen und somit zu einer neuen, bereichernden und reiferen Zusammenarbeit zu finden. Dieser Prozess überträgt sich auf die Arbeit mit der/dem Patienten in der Praxis im Sinne einer veränderten therapeutischen Beziehung. Mit den Jahren hat sich die Balintarbeit auch in anderen Berufsfeldern wie z.B. der Pflege, der Seelsorge oder in der Schule etabliert.