Was verstehen wir unter Gruppenanalyse?
(i.A. entnommen SGAZ)

Die Gruppenanalyse ist ein eigenständiges psychotherapeutisches Verfahren, das seit vielen Jahren im ambulanten, teilstationären und stationären Bereich seine Anwendung findet. Darüberhinaus bewährt sich die Gruppenanalyse als Methode im Rahmen von Selbsterfahrung, Beratung und Supervision, wie auch in organisationspsychologischen und institutionellen Arbeitsfeldern.

Die Gruppenanalyse nach Foulkes (1898-1976) geht davon aus, dass der Mensch von Anfang an als ein soziales Wesen Teil der Gesellschaft ist und von ihr beeinflusst wird. Das Konzept der Gruppenanalyse geht von einer grundsätzlich intersubjektiv verfassten individuellen Psyche aus. Gruppen und Individuen bedingen sich wechselseitig. Der theoretische Ausgangspunkt der Entwicklung gruppenanalytischer Konzepte durch Foulkes, Bion, Burrow und andere frühere Theoretiker und Praktiker der analytischen Arbeit in und mit Gruppen ist die psychoanalytische Theorie Sigmund Freuds. Daneben haben verschiedene Wissenschaftsbereiche in die Theoriebildung Eingang gefunden: vor allem die soziologischen Ansätze von N. Elias, die kritische Theorie der Frankfurter Schule, die Gestaltpsychologie und die Systemtheorie.

Foulkes konzipierte die Verbundenheit aller GruppenteilnehmerInnen: "Das Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Teile". So betrachtet die Gruppenanalyse das Individuum in der Gruppe und die Gruppe als Ganzes, die in den Kontext einer sozialen Gemeinschaft, einer Institution oder Organisation eingebettet ist. Unbewusstes in Gruppen entfaltet sich vor dem Hintergrund lebensgeschichtlicher Erfahrungen der TeilnehmerInnen und dem Beziehungsnetzwerk der Gruppe, was Foulkes als "Gruppenmatrix" konzeptionalisierte. In der Gruppenanalyse sollen diese Prozesse erlebbar und das bewusste Erkennen dem Einzelnen und der Gruppe als Ganzes zugänglich gemacht werden. Dysfunktionale Beziehungsmuster, die sich im Hier und Jetzt der Gruppe aktualisieren, können durch die Arbeit in und mit der Gruppe erfahrbar und bewusst werden und so neue Erfahrungen in und mit der Gruppe ermöglichen. Foulkes beschrieb dies als "ego training in action".

Das psychotherapeutische Ziel der Gruppenanalyse ist die Aufhebung von Kommunikations- und Beziehungsstörungen, die zur psychischen Erkrankung des Einzelnen beitragen und so das Erkennen von konzeptuellen Bedingtheiten der Erkrankung ermöglichen.

Die Gruppenanalyse ist aber auch ein wirksames Instrument in der Beratung und Supervision von Gruppen und Organisationen jenseits der klinischen Anwendung.

Vor Beginn der Gruppenarbeit erfolgen ein bis zwei diagnostische Erstgespräche. Hier werden u.a. auch die Therapieziele festgelegt und die
Behandlungsvereinbarung getroffen.